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Unsere Absolventin Anna Dobrzycka über ihren Weg von Słubice nach Warschau

Anna-Dobrzycka-www ©Anna Dobrzycka

Als Słubicerin entschied ich mich für ein Studium am Collegium Polonicum aus reiner Bequemlichkeit. Es war nicht weit zu meinem Elternhaus und ich kehrte damals aus einem einjährigen Aufenthalt aus Hamburg zurück. In Deutschland hatte ich als Au-pair Grundlagen der deutschen Sprache erlernt und von meinem s.g. Taschengeld kaufte ich mir mein allererstes Auto, was man damals steuerfrei als Umsiedlungsgut importieren konnte. Während ich über mein Studium nachdachte, machte mich vor allem die innovative Lösung der Einrichtung neugierig, die eine Verbindung der Stärken einer polnischen und deutschen Universität war (der AMU Poznań und der Viadrina in Frankfurt). Es war eine Neuheit, und wir waren der erste Jahrgang dieser außergewöhnlichen Initiative. Ein schönes und außergewöhnlich gut ausgestattetes Gebäude. Die Stadt und Woiwodschaft waren stolz. Das Collegium Polonicum bot nicht alltägliche Studienbedingungen in modernen Computerräumen, Laboratorien und einer spektakulären Bibliothek.

 Die Hochschule und ihre Professoren öffneten uns nicht nur die Augen, sondern erweiterten auch unseren Geist. Es war mir eine Freude ein erstes Praktikum in der PR-Abteilung des Collegium Polonicum und später in der polnischen Botschaft in Berlin zu vollziehen, wo ich jeden Morgen mit Stolz an Treffen zu Ereignissen und Meinungen zur Welt und unserem Land teilnahm. Es war eine wunderbare Zeit des Lernen, der Entwicklung und Freundschaft, die bis heute andauern.

 Als ich das Studium mit sehr guten Deutschkenntnissen beendete, machte ich mich ohne jede Scheu nach Warschau auf, um meinen Altersgenossen aus prestigevollen höheren Handelsschulen die Stirn zu bieten. Selbstverständlich unterschied mich etwas von den anderen, dass nicht in vielen Lebensläufen zu finden ist. Deutsch war als Sprache damals noch keine Regel unter den Bewerbern auf einen Arbeitsplatz in Warschau. Englisch war noch immer die Norm, und eine weitere Fremdsprache immer ein Mehrwert. Hinzukamen meine Erfahrungen mit einer Arbeit im Ausland und auch meine Praktika hatten sicherlich einen Einfluss auf meine Einstellung zur Arbeit sowie mein Engagement in jedem neuen Projekt.

 Nach sechs Jahren Arbeit in Warschau gelang es mir noch mehr meine Deutschkenntnisse auszunutzen und ich entschied mich mutig eine eigene Firma zu gründen. Ich begann eine Zusammenarbeit mit einer Münchener Firma, die der Marktführer im Verkauf von originellen Einrichtungsgegenständen war. Erfolgreich eröffnete ich einen ersten Onlineshop und danach ein Geschäft, das eindrucksvolle Lösungen im Bereich der Einrichtung von Wohnungen, Häusern und Gärten lieferte.

 Heute ist 9design eine Firma, die über 20 Personen beschäftigt und über 350m² Geschäftsfläche voller schöner Möbel und Lampen besitzt. Ich folgte den Spuren jener, von denen ich gelernt hatte. Ich schuf nicht nur eine Firma, sondern förderte auch die Entwicklung von Menschen, die ich motiviere, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und neue, unpopuläre und riskante Wege zu gehen. Mit Stolz und einem Lächeln erinnere ich mich an mein Studium im Collegium Polonicum. Jedes Mal, wenn ich mein Elternhaus aufsuche, besuche ich mit Freuden die Flure dieser Einrichtung, die für mich immer noch wie im Jahre 2008 riechen.

 

Anna Dobrzycka