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Presseinformation Nr. 21

Die Ausstellung "Lernt Polnisch" Solidarność, die DDR und die Stasi
im Collegium Polonicum in Słubice

Seit heute, dem 22. Oktober 2013, ist im Foyer des Collegium Polonicum die Ausstellung  - "LERNT POLNISCH" Solidarność, die DDR und die Stasi  -  zu sehen. Die Ausstellung wurde feierlich am letzten Freitag, dem 18. Oktober 2013, im Audimax der Europa-Universität Viadrina von dem Bundespräsidenten, Joachim Gauck, und dem Präsidenten der Republik Polen, Bronisław Komorowski, im Beisein von Roland Jahn, dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), eröffnet.

Die Ausstellung setzt sich aus 13 Rollups –  in Deutsch und in Polnisch – zusammen und wurde von dem BStU in Auftrag gegeben. Der BStU dokumentiert in dieser Wanderausstellung "Lernt Polnisch" das Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Angst, zwischen Mut, Protest und Verfolgung in der Zeit 1980/81. Die Ausstellung kann bis zum 15. November 2013 im Foyer des Collegium Polonicum besichtigt werden.

Die Ausstellung nutzt die Kraft des überlieferten Fotomaterials. Zahlreiche Graffiti und Flugschriften mit pro-polnischen Losungen, die die Stasi akribisch in ihren Akten festgehalten hat, sind zu sehen. Sie werden ergänzt durch Auszüge aus Stasi-Berichten über die Meinungen in der DDR-Bevölkerung zu Solidarność: Meinungen, die Respekt, Bewunderung, ja Neid erkennen lassen, die zum Teil aber auch das Wiederaufflackern alter polenfeindlicher Klischees belegen. Im Frühjahr 1981 schrieb der DDR-Oppositionelle Ludwig Mehlhorn in einem Brief von der "Freude über den Aufbruch und die Lebendigkeit unseres Nachbarvolkes", aber auch "von dem tiefen Entsetzen über das Echo in unseren Landen". So heftig manche antipolnische Äußerung gewesen sein mag, so wichtig war die polnische Reformbewegung jedoch für viele andere in der DDR. Welche Formen der Solidarisierung es in der DDR gab und welche Konsequenzen solche mutigen Solidaritätsbekundungen nach sich ziehen konnten, vermittelt die Ausstellung anhand von vier biografischen Fallbeispielen. Und sie macht kenntlich, welche Bedeutung Solidarność für die Überwindung der kommunistischen Diktaturen 1989/90 hatte.

"LERNT POLNISCH" − diese Losung ist nur eine von zahlreichen Aufrufen, die 1980/81 in der DDR als Graffiti an Hauswänden oder auf Schaufensterscheiben, als Flugblatt, Postkarte oder Plakat auftauchten. Der Mut und die Kraft der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarność machten auch den Oppositionellen im ostdeutschen Nachbarland Hoffnung auf Reformen, auf eine neue politische Ära. Der DDR-Führung hingegen machte die Entwicklung Angst: Angst davor, der Funke könne überspringen. Die SED beauftragte ihre Geheimpolizei, die Stasi, die Reaktionen in der Bevölkerung scharf zu überwachen und pro-polnische − "feindlich-negative" − Haltungen zu verfolgen. Ende Oktober 1980 schloss das SED-Regime sogar die Grenzen zu Polen.

18_10_2013EOeAJ_MG_1699 ©CP